Modellgemeinde Sailauf - Aktion Sailaufer Apfelsaft
Aktion Original Sailaufer Apfelsaft
Im Herbst des Jahres 1996 wurde in zwei Wochenendterminen eine jeweils zweitägige Obstsammelaktion durchgeführt.
Angenommen wurde nur Obst aus ungespritzten Streuobstbeständen. Die Annahme der Äpfel erfolgte durch einen Ortsbekannten Streuobstkenner, der nahezu alle Streuobstflächen und ihre Besitzer kennt und auch diesen allen gut bekannt ist. Damit wurde einen Anlieferung aus anderen Gemeinden oder Plantagenanlagen ausgeschlossen. An den beiden Wochenenden wurden den "Obstanlieferern" 50 Tonnen Äpfel (!) abgekauft. Die Gemeinde weiß, was sie an den Äpfel hat und bezahlt pro Zentner Äpfel drei DM mehr, als die örtlichen Keltereien in der Umgebung.
Aus den Sailaufer Äpfeln wird in einer benachbarten Kelterei der "Sailaufer Apfelsaft" gepreßt. Der naturtrübe Saft enthält, dank seiner schonenden Herstellung alle natürlichen Vitamine, Inhalts- und Geschmackstoffe, die in der Gemeinde wachsen und zur Saftherstellung verwendet werden.
Aus den 50 t Äpfel entstanden 31.000 Liter "Original Sailaufer Apfelsaft". Bei aller Freude über diesen Erfolg bestand die Sorge, ob diese große Menge bei ca. 3.500 Einwohnern vermarktet werden könne.
Vermarktung
Die Zielsetzung war, einen möglichst großen Teil des Apfelsaftes in der Gemeinde selbst zu vermarkten. Es kam darauf an, eine Identifikation der Bevölkerung mit dem Projekt zu erreichen.
Zur Kennzeichnung des Saftes wurde ein eigenes Etikett entwickelt. Parallel dazu erstellte man ein Gemeindelogo, das im weiteren Verlauf alle mit der Umsetzung des Landschaftsplanes zusammenhängenden Aktionen nach außen symbolisieren wird. (Motto: "Für die Kulturlandschaft Sailauf".)
Damit der Saft keine Eintagsfliege bleibt, wurden dem Projekt marktwirtschaftliche Maßstäbe angelegt. Die Gemeinde hat daher, nachdem die Marktfähigkeit des Saftes beobachtet wurde, den Vertrieb des Sailaufer Apfelsaftes dem örtlichen Getränkevertrieb Staab übertragen, der den Saft in sein Programm als Dauerbrenner aufgenommen hat.
Dadurch konnte das örtliche Gewerbe mit in das Projekt einbezogen und regionale Kreisläufe aktiviert und gefördert werden.
Das Projekt, das neben rein wirtschaftlichen Zwecken auch der Ökologie und dem Erhalt der Kulturlandschaft dient, hat bei Bürgern und Verbrauchern eine hohe Identifikationswirkung. Die vorherrschende Meinung, sich für Streuobst im Rahmen einer Vermarktungsaktion einzusetzen sei ein schöner Wunschtraum der sich in der Realität niemals durchführen lasse, ist dem Stolz auf ein gemeindeeigenes Produkt gewichen.
Die neue Identifikation der Bürger mit dem Streuobst zeigt sich deutlich im Landschaftsbild. In den Jahren 1996-1998 wurden 1500 neue Obstbaumhochstämme gepflanzt!
Neben den Neupflanzungen wurden auch alte Streuobstbestände wieder gepflegt. Interessant ist die Beobachtung, daß die Landwirte heute die Wiesenpflege nur übernehmen, wenn auch das Obst im Herbst gesammelt werden kann. Früher wurden nur die Wiesen gepflegt und die Obstbäume außer acht gelassen.
Das Streuobstprojekt ist mittlerweile in der gesamten Region und darüber hinaus bekannt, nicht zuletzt wegen des großen Medieninteresses seitens des Rundfunks und Fernsehens.
Eine weitere Bestätigung ist die Verleihung des Umweltschutzpreises der Bayerischen Landesbausparkassen in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Umweltministerium. Damit werden die zahlreichen engagierten Beteiligten vor Ort gewürdigt, insbesondere Bürgermeister Steigerwald, Gemeinderatsvertreter sowie die vielen Bürgerinnen und Bürger Sailaufs und Eichenbergs, die aktiv zum Gelingen des Projktes beigetragen haben.