Sailauf - ein Teil des Vorspessarts
In dem langen geologischen Entwicklungszeitraum mit zahlreichen Gebirgserhebungen und Ablagerungen ist im Vorspessart ein lebhaftes, kleinräumiges Relief entstanden.
Die Schärfe des landschaftlichen Übergangs zwischen Vorspessart und Hochspessart mit mehr als 100m Höhenunterschied wird durch die Zeugenberge wie Bischling und Rottenberg gemildert, die den Buntsandstein im Hochspessart ankündigen.
Die steilen Hanglagen werden als Obstwiesen bzw. forstlich genutzt, auf den Verebnungen der Höhenzüge wird Ackerbau betrieben. Der häufige Wechsel von Acker- und Waldflächen sowie die zahlreichen Streubstwiesen machen den Vorspessart zu einer abwechslungsreichen Landschaft mit eigentümlichem Reiz.
Landschaftliche Besonderheiten
Streuobstwiesen
Der Vorspessart gehört zu den typischen Streuobstlandschaften in Bayern. Als Streuobst werden Hochstammobstbäume bezeichnet, die einzeln, in Reihe, Gruppen oder Feldern gepflanzt sind und nicht intensiv bewirtschaftet werden. Für Sailauf hat das Streuobst als ökologisch wertvolles Element eine herausragende Bedeutung für die Schönheit und Eigenart der Landschaft. Typisch sind großflächige Streuobstwiesen in Bereichen, die für die Landwirtschaft aufgrund des Reliefs ungeeignet waren (z.B. Aspe), aber auch Baumreihen entlang von Wegen, Streuobstäcker, Baumäcker - Ackerflächen mit einzelnen Obstbäumen, die als Vesperbäume dienten (z.B. im Kiesgrund). Damit die Bevölkerung sich überhaupt von ihren kleinen Parzellen ernähren konnten die durch Realerbteilung entstanden waren, erfolgte eine mehrschichtige Nutzung. So bildete eine Obstbaumreihe meist auf der Parzellengrenze die Baumschicht, in der Strauchschicht wuchsen Johannisbeeren und in der Unterschicht wurden Gemüse gepflanzt. Reste dieser Nutzung sind noch im Kirchenfeld zu sehen.
Vor dem Hintergrund, dass im Spessart bis zur Jahrhundertwende Hungersnöte mit verheerenden Folgen herrschten, wird die hohe Bedeutung des Streuobstes für die Ernährung der Bevölkerung deutlich. Bis zum 2. Weltkrieg wurde Sailaufer Obst sogar bis nach Dresden gefahren.
Wiesentäler
Die schmalen offenen Wiesentäler sind ein typisches Landschaftselement des Spessart. Die Wiesentäler wurden früher zur Futter- und Heugewinnung bewirtschaftet. Das Gras wurde mit der Hand gemäht, in großen Tüchern eingeschlagen und mit der Schubkarre oder mit von Kühen gezogenen Leiterwagen ins Dorf befördert.
Die Grundstücke in den Wiesentälern liegen über eine halbe Stunde Fußmarsch vom Dorf entfernt, dies zeigt deutlich den damaligen Zwang, jede Fläche zu nutzen, um zu überleben. Heute ist Handarbeit nicht mehr rentabel. Die Wiesen verbrachen und entwickelten sich langfristig zu Wald, oder sie werden mit Fichten aufgeforstet (z.B. an der Sailauf). Um das charakteristische Merkmal der Landschaft zu erhalten, pflegen örtliche Landwirte die schmalen Täler. Es entstehen wieder arten- und blütenreiche Feuchtwiesen.
Fließgewässer
Der Landschaftsraum der Gemeinde wird entscheidend durch den Sailaufbach mit seinen Nebenbächen bestimmt. In den Bachoberläufen sind aufgrund der Topographie geradlinige steile Kerbtäler entstanden. Hier ist die Gewässergüte sehr gut und nur gering belastet.
Erst im Siedlungsbereich wurde der natürliche Verlauf der Bäche durch Begradigung und Uferverbauung verändert. Unterhalb von Sailauf zeigt der Bach wieder einen natürlichen Verlauf mit Mäandern, Prall- und Gleithängen.
Die Bachsohle ist Lebensraum für zahlreiche Lebewesen. Je nach Strömung und Gewässergüte besiedeln unterschiedliche Lebewesen den Bach. Anhand dieser Organismen kann schnell auf die jeweilige Gewässergüte geschlossen werden. Die Bachbewohner haben sich durch ihre lebensweise an die starke Strömung angepasst. Aufgrund ihrer abgeflachten Körperform bzw. bestimmten Mechanismen, sich in der Bachsohle gegen die Strömung zu halten, bleiben sie überwiegend an Ort und Stelle, wo ihnen das strömende Wasser Nährstoff- und Nahrungsteilchen sowie Sauerstoff zuführt.